Das Kurzfilmprogramm Vom Bauernhemd zum Blauzeug mit zwei Dokumentarfilmen und einem Ausschnitt aus einer Sendung des DDR-Fernsehens blickt auf die Entwicklung der ostdeutschen Landwirtschaft im zeitlichen Abstand von jeweils 20 Jahren. Im ausgestrahlten Diskussionsforum der agra 74 wird die industrielle Organisation der bäuerlichen Tätigkeit als Voraussetzung angeführt, um nicht nur moderne Technik optimal nutzen, sondern auch einen geregelten Arbeitstag bieten zu können. Die Umsetzung des Schichtsystems in der Landwirtschaft stellte aufgrund der Trennung von Tier- und Pflanzenproduktion in DDR vor allem Familien vor große Herausforderungen, deren Mitglieder in beiden Bereichen arbeiteten. Nach der Wiedervereinigung veränderte die Auflösung der LPGs die wirtschaftlichen Perspektiven der Landbevölkerung auf einen Schlag, wie Volker Koepps Ein Landfilm von 1993 veranschaulicht. „Es gibt wieder Reichere und Ärmere,“ kommentiert Koepp den Unterschied, den es macht, einen eigenen Betrieb, wenn auch schuldenfinanziert, wiederaufbauen zu können oder nicht. Einen sehr persönlichen Blick wirft Henrike Meyer in ihrem Film Feldarbeit (2012) auf den Spargelhof ihres Vaters in Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der Wunsch der in Berlin lebenden Filmemacherin, mit dem Vater Zeit zu verbringen und ihm neu zu begegnen, steht in scharfer Konkurrenz zum Erntealltag, der längst nur noch mit Hilfe osteuropäischer Saisonarbeiter:innen zu bewerkstelligen ist.
Anschließend Publikumsgespräch mit Henrike Meyer, moderiert von Daniel Herrmann.